Projektgruppe

„Sozio-Ökonomie der Waldnutzung in den Tropen und Subtropen"

Doktorand:  Alexis H. Valqui Haase (Diplomagraringenieur)
Tel: +49-761 - 203 8600
            E-mail: valqui@ruf.uni-freiburg.de
                              Betreuer:     Prof. Dr. Franz Heidhues; Institut für Agrar- und Sozialökonomie in den
                                Tropen und Subtropen, Universität Hohenheim



 


Rationalität der Waldnutzung und -zerstörung 
durch Kleinbauern im Bundesstaat Sucre, Venezuela
(Vorläufiger Arbeitstitel, Stand Januar 1998)



Problemstellung

Die Entwaldungsprozesse im Bundesstaat Sucre, Venezuela, sind vorwiegend auf die Aktivitäten der kleinbäuerlichen Landwirtschaft zurückzuführen. Strategien der nachhaltigen Nutzung und des Schutzes von Wäldern (kurz: Strategien der Walderhaltung) umfassen Förderungsmaßnahmen und Verbote, die die Entscheidungen der Kleinbauern in Richtung auf waldschonendere Aktivitäten beeinfl
Ziele der Arbeit ist es, waldrelevante Entscheidungen von Kleinbauern zu beschreiben und zu analysieren sowie Empfehlungen für die Entwicklung von Strategien der Walderhaltung zu erarbeiten, die an die Realität der Kleinbauern angepa&szli




Untersuchungskonzept

Der Arbeit liegt die Annahme zugrunde, daß Handlungen in der Regel auf Entscheidungen zurückzuführen sind, die im Sinne einer „begrenzten Rationalität" (Simon 1993) getroffen werden. Bei jeder Entsch Die Untersuchung erfaßt Ziele und Wahrnehmungen der Kleinbauern, ihre landwirtschaftliche Produktion und Waldnutzung, die sozioökonomische Situation der Haushalte sowie die Rahmenbedingungen (rechtliche Situation, Märkte und Institutionen) 




Erste Ergebnisse

Aus einer ersten Analyse der Daten lassen sich Erkenntnise über waldrelevante Entscheidungsprozesse ableiten:
  • Die Wahl der Kulturen und deren Ausdehnung bestimmen die Waldwirkung der einzelnen Betriebe 

  •  

     

    dazu ein Beispiel:
    Bei der Anlage von Kakaopflanzungen in Waldflächen, wird die untere Waldschicht durch Kakaobäume ersetzt, der Oberbau bleibt weitgehend erhalten. Diese Planzungen erfüllen weiterhin Funktionen von Wald, wie Wasserhaushaltsregulierung Beim Anbau von „ocumo" (Xanthosomas sagittifolium), einer einjährigen Frucht, hingegen wird der Wald vollständig gerodet. Nach drei bis sechs Anbaujahren sinken die Erträge, so daß neue Flächen, unter anderem mit Wald, in Für die Entscheidung zwischen beiden Kulturen spielen unter anderem folgende Faktoren eine Rolle:

    Für den Kakaoanbau sprechen:

    • die gleichmäßige jährliche Verteilung der Erlöse;
    • die soziale Sicherheit, die der Kakaoanbau z.B. bei Krankheit oder im Alter vermittelt.


    Für den „ocumo"-Anbau sprechen:

    • das Ziel „kurzfristiges Einkommen" ist zu realisieren;
    • er kommt der Einstellung „buscar lo facil" (das Einfache suchen) entgegen;
    • die Flächenrentabilität ist höher als bei Kakao.

    •  
  • Wald wird als unproduktive Ressource wahrgenommen.

  • Die Kleinbauern sehen im Wald in erster Linie eine Reserve für landwirtschaftliche Flächen.
     
  • Landbesitz wird durch Rodung und Bearbeitung definiert; dies entspricht sowohl der geläufigen Interpretation des Agarreformgesetzes (Venezuela 1960) als auch dem informellen Nutzungsrecht. Beide bauen 
  • Kleinbauern respektieren Wald, der dem Schutz von Quellen und Wasserläufen dient. Unklar ist, inwieweit das auf Umweltbewußtsein oder auf Gesetzestreue zurückzuführen ist. Die Funktion der Wasserregulierung ist bekannt und 
  • Die Substitution von Waldprodukten durch „moderne" Produkte wie Gas, Zement, Zinkplatten und Medikamente führt dazu, daß Wald
    • einerseits von Nutzungen entlastet wird,
    • andererseits als produktliefernde Ressource an Bedeutung verliert.

    •  
  • Die forstliche Gesetzgebung und Administration benachteiligen die kleinbäuerliche Holznutzung und verhindern eine geregelte Waldbewirtschaftung. Die Kleinbauern können die für den „legalen" Holzeinschlag notwendigen Genehmigungsv
Die dargestellten Wahrnehmungsmuster, Ziele und Restriktionen spielen in waldrelevanten Entscheidungen eine wichtige Rolle. Es gilt nun weitere Faktoren herauszuarbeiten, die in Verbindung gesetzt und bewertet werden müssen, um realitätsnahe Emp




Bibliographie (Auswahl)

  • Abell, P. (Hg.) (1991): Rational choice theory. Cambridge. Insbesondere Beiträge von: Heath, A.; Margolis, H.; Olson, M.; Williams, E.E./ Findlay, M.C.;
  • Antonides, G. (1991): Psychology in Economics and Business. London.
  • Bievert, B. Held, M. (Hg.) (1991): Das Menschenbild in der ökonomischen Theorie. Zur Natur des Menschen. Frankfurt. Insbesondere Beiträge von: Bievert, B.; Blum, R.; Held, M.; Kereber, W.; Suchanek, A.
  • Cashdan, E. (1990): Risk and uncertainty in tribal and peasant economies. London.
  • Esser, H (1996): Die Definition der Situation. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 48, 1-34. Köln.
  • Hollis, M. (1991): Rationalität und soziales Verstehen. Frankfurt.
  • Kunz, V. / Druwe, U. (1996): Handlungs- und Entscheidungstheorien in der Politikwissenschaft. Eine Einführung in Konzepte und Forschungsstand. Opladen. Insbesondere Beiträge von: Dreier, V.; Hennen, M ./ Springer, E.; Kliemt, H.; Kunz, V.; P
  • Schmidt, Thomas (1995): Rationale Entscheidungstheorie und reale Personen. Eine kritische Einführung in die formale Theorie individueller Entscheidungen. Marburg.
  • Simon, H. (1993): Homo rationalis? Die Vernunft im menschlichen Leben. Frankfurt.
  • Venezuela (1960): Ley de Reforma Agraria. Caracas.
  • Venezuela (1989): Ley Forestal de Suelos y Aguas y su Reglamento, Caracas. 



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by Eberhard Weber Jan. 1998