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Christl Keßler
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Waldschutz, Geschlechterverhältnisse,
Gemeineigentum
- eine Dorfstudie in Nordthailand
Der folgende Text erschien in der Pacific News Nr. 18, Juli/August
2002 (Seite 8-11).
Die zugrundeliegende Dissertation ist veröffentlicht als:
Is there a woman behind every big tree? Soziale Organisation von
Gemeindewald in Nordthailand. Eine Dorfstudie. Frankfurt: IKO, 2002.
Betreuer des Dissertationsprojekts war Prof. Dr. Dr. h.c. Oberndörfer
(Arnold- Bergstraesser-Institut, Freiburg)
Kommunale Waldwirtschaft wird in der entwicklungspolitischen Debatte
häufig als Mittel des nachhaltigen Ressourcenschutzes propagiert (Bromley/Cernea
1989, Bromley/Cochrane 1995). In ähnlicher Weise gilt der Einbezug
von Frauen in Maßnahmen des Ressourcenschutzes als unverzichtbar
(Rodda 1991, Braidotti et al. 1994, Bliss 1996). Die Dorfstudie geht diesen
Thesen im thailändischen Kontext auf den Grund. Polemisch formuliert
geht sie der Frage nach, ob die Wälder zu ihrem Erhalt die Frauen
und die Bauern brauchen.
Die Anfänge des Untersuchungsdorfes im Norden Thailands liegen
etwa hundert Jahre zu-rück, als die ersten Familien auf der Suche
nach urbaren Land am Flussufer Wald für den Reisanbau rodeten. Geld
spielte in der dörflichen Ökonomie jahrzehntelang keine große
Rolle. Das Grundnahrungsmittel Reis wurde selbst erzeugt; der umgebende
Wald lieferte neben Bau- und Brennholz auch Nahrungsmittel. Fisch und Wild
ergänzten den Speiseplan. Die Ge-schlechterverhältnisse in dieser
subsistenzorientierten Ökonomie hatten eher komplementären Charakter.
Frauen bildeten sozial wie spirituell das Zentrum der Familie. Sie verwalteten
die Finanzen, vermarkteten Überschüsse, sorgten für Haushalt
und Kindererziehung und opferten den Familiengeistern. Männer repräsentierten
die Haushalte gegenüber Dorföffentlichkeit und Staat und führten
die Zeremonien für die Dorf-Schutzgeister durch.
Die innerfamiliär einflussreiche Position der Frauen basierte
auf verschiedenen Faktoren. Ihre Arbeitskraft war eine wichtige Ressource
für das Überleben der Familie und wurde als solche wertgeschätzt.
Die geschlechtsspezifsche Arbeitsteilung war wenig ausgeprägt. Ausnahmen
bildete Hausarbeit als weibliche und Holz-einschlag sowie Hausbau als männliche
Arbeit, oh-ne dass damit eine Diskriminierung verbunden war. Eine Grundlage
weiblichen Einflusses innerhalb der Familie war die Verfügungsgewalt
über Land. Töchter wurden beim Erbe von Land bevorzugt. Mann
und Frau entschieden gemeinsam über die Felder ihres Haushaltes. Oft
hatte das Paar sein Land in gemeinsamer Arbeit gerodet oder von den Eltern
der Frau geerbt. Jenseits dieser ökonomischen Basis konnten sich Frauen
auch auf die soziale und spirituelle Verankerung in ihrer Herkunftsfamilie
stützen. Matrilokaler Tradition entsprechend, verließen Frauen
bei der Heirat nur selten ihre Familie. In matrilinearen Kultgruppen blieben
Frauen, im Gegensatz zu Männern, spirituell immer ihrer Herkunftsfamilie
verbunden. (Potter 1977, van Esterik 1982, Hale 1984)
Zum Zeitpunkt der Feldforschung war das Dorf von den ursprünglich
fünf Familien auf 85 Haushalten angewachsen. Die relative Autonomie
war der vielfältigen Verflechtung mit nati-onalen Strukturen gewichen.
Die politische Organisation des Dorfes war Teil der national-staatlichen
Organisation geworden, am deutlichsten sichtbar in der Person des Bürgermeisters.
Dieser wurde einerseits von der Dorfbevölkerung gewählt, um interne
Konflikte zu schlichten und die Interessen des Dorfes nach außen
zu vertreten, andererseits repräsentierte er kraft sei-nes Amtes die
Staatsgewalt im Dorf und war als solche gehalten, staatliche Programme
und nationale Gesetze umzusetzen.
Aus der Subsistenzökonomie der Anfänge war ein Geflecht aus
geld- und subsistenzorien-tierten ökonomischen Praktiken geworden.
Reis wurde nur noch von einem Drittel der Haus-halte angebaut. Statt dessen
kultivierte man Orangen, Mais und Mungbohnen für den Verkauf. Die
weitaus wichtigste Geldquelle im Dorf aber war die Arbeitsmigration nach
Bangkok. Bis zur Asienkrise schienen die Verdienste in Bangkok zuverlässiger
die Reisversorgung zu si-chern als der von starken jährlichen Niederschlagsschwankungen
abhängige Eigenanbau. Der Verzicht auf den Anbau des Grundnahrungsmittels
war jedoch nicht gleichbedeutend mit der generellen Abkehr von subsistenzorientierten
Praktiken. Das Sammeln von Nahrungsmitteln im Wald, das Fischen und die
Produktion in den Hausgärten ergänzten die tägliche Ernährung.
Die traditionellen nicht-monetären Arbeitsaustauschsysteme .waren
nach wie vor eine zentrale Form dörflicher Kooperation.
Die eindringenden monetären ökonomischen und staatlichen
Strukuren beeinflussten die Ge-schlechterverhältnisse. Sie eröffneten
beiden Geschlechtern neue Handlungsmöglichkeiten, bargen für
die Frauen aber auch Formen der Diskrimnierung. Zum Zeitpunkt der Feldfor-schung
war offen, ob Frauen sich auf Basis traditioneller Zuschreibungen neue
Verantwort-lichkeiten und Kompetenzen erschließen können, oder
ob Männern sich einseitig ehemals weibliche Bereiche aneignen und
Frauen aus ihren alten Zuständigkeiten verdrängen würden.
Ein Abdrängen der Frauen in die Subsistenzökonomie, wie es
in Marktintegrationsprozessen häufig beobachtet wird, war nicht festzustellen.
Ihr Zugang zu Lohnarbeit war allerdings durch Diskriminierung geprägt.
Frauen wurden außerhalb des Dorfes durchweg schlechter bezahlt als
Männer. Innerhalb des Dorfes gab es zwar gleichen Lohn für gleiche
Arbeit in der Landwirtschaft, aber nur Männern standen die lukrativeren
Arbeiten bei Hausbau und Holz-einschlag offen. Da jedoch prinzipiell die
dem Haushalt vorstehenden Ehepaare gemeinsam über die Einnahmen aller
Haushaltsmitglieder entschieden, beschränkte diese Diskriminierung
nicht die Verfügung von Frauen über Geld. Inwiefern die schlechtere
monetäre Bewertung von Frauenarbeit ihre Wertschätzung in der
Subsistenzökonomie verringerte, war noch nicht abzusehen.
Jenseits aller Veränderungen der ökonomischen Struktur blieb
der Wald als Quelle von Bau-holz, Brennholz und Nahrungsmitteln eine wichtige
Ressource
dörflicher Ökonomie. In der subsistenzorientierten Waldnutzung
waren Frauen durch ihre Zuständigkeit für die tägliche Nahrung
etwas stärker engagiert als Männer, ohne dass beim Sammeln von
Brennholz, Pilzen etc. von einer strikten geschlechtlichen Arbeitsteilung
gesprochen werden konnte. Eine solche existierte lediglich beim Einschlag
von Bauholz und bei der Jagd mit Feuerwaffen, beides exklusiv männliche
Tätigkeiten, ersteres zudem eine exklusiv männliche Verdienstmöglich-keit.
Das Untersuchungsdorf lag in einem Waldgebiet, das 1964 zur Nationalen
Forstreserve erklärt worden war. Damit war die Siedlung selbst und
jede weitere Rodung illegal. Das gesamte Siedlungsgebiet war offiziell
Wald unter der Oberhoheit der Forstbehörde. Dies hinderte je-doch
weder die Steuerbehörde daran, die Steuern für die Felder einzutreiben,
noch das Innen-ministerium, die illegale Siedlung zum regulären Dorf
zu erklären, was die widersprüchliche Politik dieser Zeit widerspiegelt.
Die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Flächen durch bäuerliche
Familien wurde im Sinne der Steigerung der Exportproduktion staatlicher-seits
toleriert, wenn nicht gar gefördert. Nach gewohnheitsrechtlicher Praxis
erwarben die Familien durch Rodung, Bewirtschaftung und Steuerzahlungen
Besitzrechte. Nach geltendem Recht aber war und blieb der gerodete Wald
Staatseigentum unter der Verwaltung der Forst-behörde.
So auch das Gebiet des Untersuchungsdorfes. Im Zuge der 1975 begonnenen
Landreform wurden Teile der landwirtschaftlichen Nutzflächen legalisiert.
Der Großteil der Siedlung, ihrer Felder und der gesamte Wald blieb
jedoch Forstreserve. Für die alltägliche Praxis dörflicher
Waldnutzung war dies zunächst folgenlos. Illegaler Holzeinschlag war
in den 70er Jahren eine einfache und fast die einzige Geldquelle. Die Einnahmen
durch Cash Crops, die mit der Integ-ration in nationale ökonomische
Strukturen in den 60er Jahren Einzug in das Dorf gehalten hatten, waren
kontinuierlich gesunken. Dagegen sicherten Aufkäufer aus der Provinzhaupt-stadt
zuverlässig den Absatz der illegal geschlagenen Stämme. Das Risiko,
erwischt zu wer-den, war während der Zeit der kommunistischen Guerillakämpfe
und vor dem Bau befestigter Straßen gering. Kaum ein Haushalt des
Dorfes war nicht am Einschlag beteiligt. Dabei waren zwar die Männer
die eigentlichen "Täter", die Einnahmen kamen jedoch dem Haushalt
als ganzes zugute und wurden oft von den Frauen verwaltet. Insofern profitierten
Frauen wie Männer von der Entwaldung und hatten ein gemeinsames Interesse
an der Sicherung dieser Einnahmequelle. Die Ursprünge des Gemeindewaldes
als dörfliche Institution lagen in der Initiative der Dorfbevölkerung,
die Rechte am Holzeinschlag in "ihrem" Wald gegenüber an-deren Holzfällern
zu sichern. Gemeindewaldregeln, die über den Ausschluss Externer hinaus-gingen
und durch dorf-interne Nutzungseinschränkungen den Waldbestand langfristig
sichern sollten, konnten erst durch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren
etabliert werden.
Dies waren zum einen interne Prozesse: die Reduktion des vermarktbaren
Holzbestandes selbst und die Einsicht in die ökologischen Folgen der
Entwaldung. Der Wasserspiegel des Flusses sank, die Niederschläge
gingen zurück. Für diese Veränderungen machte man die Ab-holzung
verantwortlich.
Zum anderen waren es extern verursachte Entwicklungen: Das Ende der
Guerillakämpfe und die Anbindung des Dorfes an das Straßennetz
erhöhten die Kontrollbesuche und damit das Risiko, erwischt und zu
empfindlichen Gefängnisstrafen verurteilt zu werden. Gleichzeitig
brachte die Straßenanbindung Anwerber aus Bangkok ins Dorf, die Arbeitskräfte
für die boo-mende Bauindustrie suchten und so alternative Verdienstquellen
boten.
Zum Zeitpunkt der Untersuchung waren die Gemeindewaldregeln innerhalb
des Dorfes fest etabliert. Bauholz durfte nur für den Eigenbedarf
und nach vorheriger Genehmigung durch das Dorfkomitee geschlagen werden.
Landwirtschaftlich genutzte Flächen innerhalb des Gemein-dewalds durften
nicht erweitert werden. Die Rodung von neuen Flächen war nicht gestattet.
Lagen Felder innerhalb des Gemeindewaldes längere Zeit brach, durften
sie nur nach Abspra-che wieder gerodet und genutzt werden. Damit entsprachen
die dorfinternen Regelungen der gewohnheitsrechtlichen Tradition, nach
der nur Nutzung Besitzrechte garantierte.
Frauen spielten bei der Etablierung dieser Regelungen formal keine
große Rolle. Die Gemein-dewaldregeln wurden in den Dorfversammlungen
und den Sitzungen des Dorfkomitees, einem Organ der politischen Selbstverwaltung
des Dorfes, ausgehandelt. In Komitee und Versamm-lungen repräsentierten
Männer die Interessen ihres Haushaltes. Frauen hörten zu und
ergriffen nur selten das Wort.
Da Frauen stärker als Männer in die Nutzung des Waldes für
die alltägliche Versorgung mit Nahrungsmitteln und Brennholz involviert
und gleichzeitig von der Verdienstmöglichkeit des Holzeinschlags ausgeschlossen
waren, läge es nahe, von geschlechtsspezifischen Interessen an der
Waldnutzung auszugehen. Faktisch begriffen Männer wie Frauen ihre
Nutzungsinteressen am Wald aber als Interessen des Haushaltes, über
dessen ökonomische Belange Frauen und Männer gemeinsam entschieden.
Der Einfluß der Frauen auf haushaltsinterne Entscheidungen kompensierte
in diesem Fall die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Waldnutzung
und den Ausschluss von Frauen aus formalen politischen Verhandlungen im
Dorf.
Diese Kompensation konnte jedoch nur funktionieren, solange sich die
Rahmenbedingungen nicht änderten. Die starke Position der Frauen innerhalb
des Haushaltes beruhte nicht zuletzt auf ihrem Beitrag zum Lebensunterhalt.
Sollte sich diese Wertschätzung unter dem Eindruck der niedrigen Löhne
von Frauen verändern und subsistenzorientierte Tätigkeiten an
Wert-schätzung verlieren, würde dies die Stellung der Frauen
unterminieren- eine Entwicklung, die von feministischen Subsistenztheoretikerinnen
als Hausfrauisierung bezeichnet wurde (Werl-hof et al. 1983). Bislang war
dieser Prozess im untersuchten Dorf nicht eingetreten. Einer Hausfrauisierung
stand das Selbstbewusstsein der Frauen sowie das Wissen um die Bedeutung
nicht-monetärer Ökonomie entgegen. Letzteres wurde von Frauen
und Männer geteilt und durch die Erfahrungen der Asienkrise einmal
mehr bestätigt.
Sich nur auf die Stabilität der vergleichsweise ausgeglichenen
Machtverhältnisse innerhalb der Haushalte zu verlassen, barg jedoch
einige Gefahren für die Frauen, Ein Beispiel: Die Ausstellung von
Landrechtsdokumenten auf die Namen der Männer eines Haushaltes ent-sprach
der Tradition, nach der Männer für die Kontakte des Haushalts
mit der staatlichen Verwaltung zuständig waren. Solange die ebenfalls
traditionellen Rechte der Frauen an die-sem Land haushaltsintern nicht
angezweifelt wurden, hatte ihr Ausschluss aus den formalen Besitztiteln
keine nachteiligen Folgen. Im Konfliktfall hatte die Frau jedoch keine
Möglich-keit, ihre Rechte einzuklagen, wenn sie nicht dafür sorgte,
entgegen der Tradition auch in Kontakten zur staatlichen Verwaltung präsent
zu sein.
In diesem Sinne wäre es langfristig auch im Interesse der Frauen,
an den Verhandlungsprozes-sen um Gemeindewald beteiligt zu sein. Die Antwort
auf die eingangs gestellte polemische Frage, ob der Wald zu seinem Schutz
die Frauen braucht, lautet jedoch in diesem Fall: Wald-schutz braucht die
Unterstützung der Frauen, aber nicht ihre politische Partizipation.
Diese war und ist aus Gründen der Demokratisiserung, der Gleichberechtig
und der langfristigen Sicherung ihrer Interessen wünschenswert, aber
nicht notwendig für einen effektiven Ressour-censchutz, da Interessen
an Nutzung und Schutz des Waldes sich in der konkreten, historisch spezifischen
Situation des untersuchten Dorfes nicht entlang der Geschlechtszugehörigkeit
unterschieden.
Konfliktlinien verbargen sich eher in dörflichen Einkommensunterschieden.
Da die Gemein-dewaldnutzung jedoch in offensichtlichem Widerspruch zur
staatlichen Gesetzgebung stand, traten etwaige dorfinterne Konflikte hinter
die Auseinandersetzung zwischen Dorf und Staat zurück.
Diese Auseinandersetzung entzündete sich am dörflichen Anspruch,
den Wald nicht nur zu schützen, sondern auch zu nutzen. Holzeinschlag
und landwirtschaftliche Nutzung von Flä-chen innerhalb der Nationalen
Forstreserven waren eindeutig illegal. Die Forstbehörde war jedoch
nicht in der Lage, diese Gesetze vor Ort durchzusetzen. In dieser Situation
handelten die Vertreter der Dorfbevölkerung mit den lokalen Forstbeamten
eine Art Gentlemen-Agreement aus: Im Gegenzug zur Durchsetzung von Nutzungseinschränkungen
innerhalb des Dorfes und der Kontrolle des Gebietes vor illegalem Einschlag
durch Dorffremde ignorierten die Forstbeamten den Einschlag für den
Eigenbedarf der Dorfbevölkerung, solange er sich in einem gewissen
Rahmen abspielte. Viel beschworene Grundlage dieser informellen Regelung
war das gemeinsame Interesse am Erhalt des Waldes, das dörfliche Interesse
an der Nutzung des Waldes dagegen blieb unerwähnt.
Verschiedene Konflikte zwischen Dorfbevölkerung und Forstbehörde
während der Zeit der Feldforschung zeigten die Problematik dieses
fragilen Kompromisses ohne legale Grundlage. Es kann sich durchaus kontraproduktiv
auf den Waldschutz auswirken, wenn die dörflichen Nutzunginteressen
in den Verhandlungen mit der Forstbehörde offiziell ausgeblendet werden,
weil sie keine gesetzliche Basis haben. Dies zwingt die Dorfbevölkerung,
gegenüber dem Staat geschlossen als Waldbewahrer auftreten und fördert
so die Tendenz, Regelverstöße in den eigenen Reihen zu vertuschen.
Überdies bestätigt es die Erfahrung der Dorfbevölkerung,
Opfer staatlichen Handelns zu sein, ohne dieses beeinflussen zu können
- eine Erfahrung, die der Entwicklung eines demokratischen, staatsbürgerlichen
(Selbst-)Bewusstseins nicht förder-lich ist.
Die Frage der Gemeindewälder und ihrer gesetzlichen Grundlage
wird in Thailand auf natio-naler Ebene intensiv debattiert. Sie ist eng
verknüpft mit Landrechtsfragen, Demokratisise-rungsprozessen und der
Dezentralisierung staatlicher Macht (Brenner et al. 1999). Sind Wäl-der
in dörflichem Gemeineigentum ein effektiver Weg des Ressourcenschutzes
- braucht der Wald die Bauern? Hierauf gibt es ebensowenig eine einfache
Antwort wie auf die Frage, ob der Wald zu seinem Schutz die Frauen braucht.
So wie im Untersuchungsdorf staatliche Kontrolle, Degradation der Ressource,
ökologisches Bewusstsein und alternative Einkommensquellen bei der
Entstehung des Gemeindewaldes zusammenwirkten, sind auch auf nationaler
Ebene mehrere Faktoren nötig, um dem Gemein-dewald eine nachhaltige
Zukunft verschaffen. Unter anderem müssen sich die wirtschaftlicher
Disparitäten zwischen ländlichen Gebieten und Ballungsräumen
verringern. Die politischen Strukturen müssen insbesondere auf lokaler
Ebene demokratischer werden. Schließlich braucht die kommunale Waldwirtschaft
in Thailand eine gesetzliche Grundlage.
Bauernbewegung und NGOs setzten große Hoffnungen in eine Gemeindewaldgesetzgebung,
die sie seit Jahren gefordert hatten. Das kürzlich vom Senat verabschiedete
Gesetz enttäuschte diese Hoffnungen - eine rechtliche Anerkennung
döflicher Nutzungsansprüche liegt nach wie vor in weiter Ferne.
Literatur:
Frank Bliss (1996): 'FrauenBäume. Wie Frauen in der Dritten Welt
eine lebenswichtige Ressource nutzen.' Bonn: Horlemann.
Rosi Braidotti/Ewa Charkiewicz/Sabine Häusler/Saskia Wieringa (Hrsg.)
(1994): 'Women, the environment and sustainable development: Towards a
theoretical synthesis.' London; New Jersey: Zed Books.
Verena Brenner/Reiner Buergin/Christl Kessler/Oliver Pye/Rainer Schwarzmeier/Rolf-Dieter
Sprung (1999). 'Thailand's community forest bill: U-turn or roundabout
in forest policy?' SEFUT Working Paper No. 3, Graduate College Socio-Economics
of Forest Use in the Tropics and Subtropics, Freiburg.
Daniel W. Bromley/Michael M. Cernea (1989): 'The management of common
property natural resources.' (World Bank Discussion Papers 57). Washington
D.C.: World Bank.
Daniel W. Bromley/Jeffrey Cochrane (1995): 'A bargaining frame of the
global commons.' In: Daniel W. Bromley (Hrsg.): Handbook of environmental
economics (S. 295-316). Cambridge; Oxford: Blackwell.
Penny van Esterik (1982a): 'Women in Southeast Asia.' (Occasional Papers
No 9). DeKalb, Illinois: Center for Southeast Asian Studies, Northern Illinois
University.
Ann Hale (1984): 'The search for a jural rule: Women in Southeast Asia
- the Northern Thai cults in perspective.' Mankind, Bd. 14 (4), 330-338.
Sulamith Heins Potter (1977): 'Family life in a Northern Thai village.
A study in the struc-tural significance of women.' Berkeley; Los Angeles:
University of California Press.
Annabel Rodda (1991): 'Women and the environment.' London; New Jersey:
Zed Books.
Claudia v. Werlhof/Maria Mies/Veronika Bennholdt-Thomsen (Hrsg.) (1983):
'Frauen, die letzte Kolonie.' Hamburg: Rowohlt
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